Marktanalysen

Marktanalyse vom 05.05.2018: Wie Apple und Buffett die Animal Spirits der Anleger freisetzen

In meiner letzten Marktanalyse vom 13.04.2018: Animal Spirits – was der Quartalsbericht von Blackrock über die weitere Entwicklung an den Aktienmärkten verrät habe ich eine Annahme getroffen, dass die erfreulichen Quartalsergebnisse der Unternehmen sowie voraussichtliche Aktienrückkäufe die Kursanstiege über die traditionell starken Börsenmonate hinaus verlängern könnten.

Im Laufe der letzten Woche hat Apple ein (nicht wirklich überraschendes) Aktienrückkaufprogramm in Höhe von über USD 100 Milliarden angekündigt. Am Freitag wurde bekannt, dass Buffett seine Apple-Position um weitere 75 Millionen Aktien auf insgesamt 240 Millionen Apple-Aktien aufgestockt hat (hier). Dies entspricht einer Aufstockung von 45%.

Das Aktienrückkaufprogramm in Höhe von USD 100 Milliarden und Buffetts Aufstockung in Höhe von USD 12 Milliarden (75 Mio. Aktien x USD 160 Aktienkurs Ende April) entsprach vor US-Börsenbeginn am Montag, den 1. Mai 2018, rund 14% der Marktkapitalisierung von Apple. Die Konsequenzen aus sinkendem Angebot und steigender Nachfrage sollten uns allen aus dem Börseneinmaleins bekannt sein.

Buffetts Begründung in einem CNBC-Interview für die Aufstockung war unter anderem, dass „wenn man sich Apple anschaut, dann verdient es meiner Meinung nach fast doppelt so viel wie das zweitprofitabelste Unternehmen in den USA“. (Auf dem zweiten Platz folgen übrigens laut der Zeitschrift Fortune die beiden US-Unternehmen Berkshire Hathaway und JP Morgan, welche beide in meinem Wikifolio enthalten sind).

Die Leser meines Blogs hatten diese Information schon im Rahmen meiner Apple-Analyse „#6: Apple – warum die wertvollste Aktie der Welt für’n Appel und Ei zu haben ist“ erhalten, bevor Buffetts letzten zwei Aufstockungen verkündet wurden und er diesen Kaufgrund im CNBC-Interview äußerte.

Damit scheint es, als hätte Buffett eine Kursrally angestoßen und zum einen die Apple-Aktie auf ein neues All-time-high von USD 184,23 katapultiert. Zum anderen sieht es so aus, als seien die Kauflust und die „Animal Spirits“ der Anleger wieder freigesetzt.

Die Indizes Dow Jones, S&P 500 und der Nasdaq notieren knapp unter ihren Allzeithochs vom Februar und wiesen am Freitag Wachstumsraten von mehr als ein Prozent auf. Der Nasdaq stieg sogar um knapp zwei Prozent (siehe folgende Abbildung).

Indizes knapp unter dem Allzeithoch, Quelle: Onvista

 

Während keiner die Apple-Aktie zu Kursen zwischen USD 150-160 zu haben wollen schien, ist Apple nun wieder „in“ unter den Börsianern. Der Grund für den Kursrückgang vor dem letzten Quartalsbericht war in erster Linie, dass ein Analyst nach dem anderen die Verkaufszahlen für das iPhone massiv runtergeschraubt hatte und sogar von einem Verfehlen der eigenen Umsatzziele gesprochen wurde.

Wer allerdings Apple verfolgt, der weiß, dass Apple in 20 der letzten 21 Quartale die Prognosen der Analysten übertroffen hatte; hier). Andernfalls hätte auch eine kurze Recherche im Internet weitergeholfen (siehe Abbildung unten). Demzufolge wären mindestens die letzten vier Analystenprognosen übertroffen worden. Insofern würde es doch schon an ein Wunder grenzen, wenn Apple die selbst gesteckten Umsatz- und Gewinnziele verfehlen würde, nicht wahr?

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Apples Ergebnishistorie in den letzten vier Quartalen, Quelle: Nasdaq

 

Als weiterer Grund für das voraussichtliche Verfehlen der Apple-Prognosen wurde genannt, dass Zulieferer und deren Lieferketten Umsatzrückgänge erleidet hätten. Hier wurde vor allem auf Taiwan Semiconductors (TSMC), einer der größten Auftragsfertiger für die Smartphone- und Chip-Branche, verwiesen.

TSMC hat im letzten Quartal seine Umsatzprognosen für das aktuelle Geschäftsjahr minimal gesenkt und die Umsatzerwartungen (der Analysten!) minimal verfehlt. Gleichwohl ist der Umsatz um mehr als 13% gestiegen und es wurde ein neuer Umsatzrekord aufgestellt (hier). Hinzu kommt, dass seitens TSMC für das aktuelle Geschäftsjahr weiterhin von einem Umsatzwachstum ausgegangen wird. In diesem Zusammenhang hatte Apple CEO Tim Cook in einem Interview hervorgehoben, dass die Ergebnisse der Zulieferer sich nicht 1:1 auf Apples Ergebnisse übertragen lassen.

Nun wissen wir, dass sich die Analysten gnadenlos geirrt haben (wir wollen ihnen ja nichts Böses unterstellen) und der Aktienkurs von Apple massiv nach oben ausgebrochen ist. Somit kommen wir wieder zu Buffetts folgendem Zitat, welches ich bereits im Rahmen meiner Apple-Analyse genutzt hatte:

“Es war eine ideale Zeit für Anleger: Ein Klima der Angst ist der beste Freund für Investoren. Diejenigen, die nur investieren, wenn die Analysten optimistisch sind, zahlen am Ende einen hohen Preis dafür.”
– W. Buffett

Da ich im Rahmen meiner Apple-Analyse „#6: Apple – warum die wertvollste Aktie der Welt für’n Appel und Ei zu haben ist“ im Detail auf die Ergebnis- und Bilanzkennzhalen, Wettbewerbsposition und Zukunftschancen von Apple eingegangen bin, möchte ich im der Vollständigkeit halber nur ein kurzes Update zu den meines Erachtens wichtigsten Entwicklungen geben. Gleichzeitig halte ich immer noch an meiner damaligen Einschätzung zu Apple fest.

Was sind die neuesten Entwicklungen bei Apple?

Wie bereits erwähnt, hat Apple ein neues Aktienrückkaufprogramm in Höhe von USD 100 Milliarden und eine Erhöhung der Quartalsdividende von USD 0,63 um 16% auf USD 0,73 angekündigt. Dies ist die höchste Dividendensteigerungsrate seit Wiederaufnahme der Dividendenausschüttungen im Jahr 2012. Laut Finanzchef Luca Maestri sollen die Dividendenerhöhungen auch in Zukunft fortgesetzt werden. Aktuell sind noch USD 10 Milliarden aus dem letzten Aktienrückkaufprogramm ausstehend, welche im aktuellen Quartal und somit drei Quartale früher als geplant für Aktienrückkäufe genutzt werden sollen (hier).

Darüber hinaus gab CEO Tim Cook bekannt, dass Apple mit zum Teil zweistelligen Wachstumsraten einen neuen Rekord für das zweite Quartal aufgestellt hat. Während der Umsatz um 16% wuchs, konnte der Gewinn je Aktie um beeindruckende 30% erhöht werden. Mit einem Umsatzwachstum von über 20% im Vergleich zum Vorjahresquartal verzeichnete Apple die höchsten Wachstumsraten in China und Japan (siehe folgende Abbildung).

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Umsatz nach Regionen in 2Q 2018; Quelle: Apple

 

Ferner muss sich Apple immer wieder dem Vorwurf unterziehen, dass der Markt für Smartphones gesättigt sei. Gleichwohl sprechen die Zahlen, wie man an der oben stehenden Abbildung sehen kann, eine andere Sprache. Das iPhone X, welches von Analysten eigentlich schon tot gesagt wurde, ist laut CEO Tim Cook seit dem Verkaufsstart in jeder Woche das meistverkaufte iPhone gewesen (hier). Altmeister Buffett bringt es eigentlich mit dem folgenden Zitat auf den Punkt:

„Solange ich kein iPhone habe, ist der Markt nicht saturiert. Nachdem ich eins gekauft habe, gibt es wahrscheinlich keine Käufer mehr.“
– W. Buffett

Um nun wieder etwas sachlicher zu werden: wie die nachfolgende Abbildung veranschaulicht, steigerte Apple den Umsatz mit iPhones um 14% und die verkaufte Stückzahl um rund 3%. Gleichzeitig gab Apple bekannt, dass der durchschnittliche Verkaufspreis der iPhones von USD 655 auf USD 728 gestiegen ist (hier). Somit dürfte zumindest das Argument der Marktsättigung widerlegt sein.

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Umsatz nach Segmenten in 2Q 2018; Quelle: Apple

 

In Bezug auf eine Analystenfrage hinsichtlich der Marktsättigung und des potenziellen Wachstums äußerte sich CEO Tim Cook, dass er den Smartphone-Markt nicht als gesättigt betrachtet und insbesondere nicht für das iPhone. Vielmehr sehe er den Smartphone-Markt als einen der besten Märkte für Konsumgüter mit einer Vielzahl von Wachstumsmöglichkeiten an.

Insbesondere in Indien habe Apple einen neuen Halbjahresrekord aufgestellt und sehe weiteres Wachstumspotenzial, da in Zukunft ein Großteil der Bevölkerung in die Mittelschicht aufsteigen soll. Hinzu kommt, dass Indien der drittgrößte Smartphone-Markt der Welt sei und Apple einen vergleichsweise geringen Marktanteil besitze. In diesem Zuge arbeite Apple mit Telekomanbietern an der Aufrüstung der Telekominfrastruktur auf die LTE-Technologie und mit Retailern an der weiteren Verbreitung der Apple-Markenpräsenz.

Von dieser Entwicklung dürfte vor allem mein indischer Wert Reliance Industries Ltd. profitieren, da dieser vor einiger Zeit ein Telekommunikationsunternehmen mit beeindruckenden Wachstumszahlen gegründet hat, im Retail-Bereich aktiv ist und eine Kooperation mit Apple eingegangen ist (ich muss immer noch meine Analyse hierzu uploaden; shame on me).

Darüber hinaus möchte sich Apple verstärkt im Gesundheitsbereich engagieren. In diesem Zusammenhang hat die HCA Healthcare Gruppe bekanntgegeben, im Laufe der nächsten drei Jahre rund 100.000 iPhones von Apple zu kaufen. Andere Gesundheitseinrichtungen sollen hinzukommen. Erste Kooperationen würden bereits u. a. mit Cedars-Sinai und Mayo Clinic laufen (hier).

Eine weitere wichtige Erkenntnis ist, dass der Umsatz und die Verkaufszahl von iPads im vierten Quartal in Folge gestiegen ist. Im letzten Quartal wurden rund neun Millionen iPads verkauft. Die Hälfte der Käufer hätten sich im aktuellen Quartal zum ersten Mal ein iPad zugelegt. (Meine Mama besitzt jetzt übrigens auch ein iPad, sodass das Wachstum im kommenden Quartal sichergestellt sein sollte.)

Die prozentual größten Wachstumsraten lieferten erneut die Segmente „Services“ mit 31% und „Other Products“ mit 38% Umsatzwachstum. Insbesondere die Produkte rund um die Apple Watch, Beats und AirPods hätten ein Umsatzwachstum von 50% verzeichnet. Laut CEO Tim Cook ist die Apple Watch die gegenwärtig meistverkaufte Uhr der Welt. Ferner sei das Wearables Segment, für sich allein betrachtet und gemessen am Umsatz, nun unter den 300 größten Unternehmen in der Fortune Liste (hier).

Eine weiterhin beeindruckende Entwicklung ist, dass die Zahl der zahlenden Nutzer im Segment Apple-Services von 100 Millionen auf 270 Millionen innerhalb eines Jahres erhöht hat. Allein im letzten Quartal seien 30 Millionen zahlende Nutzer hinzugekommen. In diesem Zusammenhang gab es insbesondere bei den Umsätzen in den Bereichen App Store, Apple Music, iCloud und Apple Pay neue Umsatzrekorde. Insgesamt stieg der Umsatz im Bereich Apple Services auf über neun Milliarden US-Dollar. Somit macht Apple im Services-Geschäft in einem Quartal genauso viel Umsatz wie Netflix in drei Quartalen zusammen (nur zum Vergleich der Größenordnungen).

In Bezug auf Apple Pay wurde die Nutzerzahl im Vergleich zum Vorjahresquartal verdoppelt und das Transaktionsvolumen verdreifacht. Zu dieser Entwicklung hätten insbesondere die Verbreitung von Apple Pay im öffentlichen Verkehr in China und Japan beigetragen. Apple Pay ist aktuell in 21 Ländern verfügbar und soll zeitnah in Norwegen, Polen und der Ukraine eingeführt werden (wann die Einführung in Deutschland erfolgt, ist weiterhin unklar; hier)

Für nachhaltig orientierte und umweltbewusste Investoren bietet sich ebenfalls ein Investment in Apple an. Apple hat im Rahmen des Earnings Call bekanntgegeben, dass aktuell die bezogene Energie zu 100% aus erneuerbaren Energiequellen stammt und auch die Zulieferer dazu bewegt werden, zunehmend erneuerbare Energiequellen zu nutzen. Ferner seien aktuell 15 weitere Projekte im Bereich der erneuerbaren Energien im Bau (hier).

Zusammenfassend ist Apples Marktposition stärker als je zuvor. Zum einen aufgrund der überproportionalen Entwicklung in den Segmenten „Services“ und „Other Products“. Zum anderen aufgrund der schuldenfreien Bilanz und der immensen finanziellen Möglichkeiten, welche für zukünftige Investitionen und Übernahmen genutzt werden können. Darüber hinaus konnte mit Warren Buffett ein langfristig orientierter Anker-Aktionär gewonnen werden, welcher für Stabilität der Kursentwicklung der Apple-Aktie sorgen und gleichzeitig potenzielle Aktionäre für ein Investment in Apple überzeugen sollte. Dies sollte auch der zukünftigen Entwicklung der Aktie zugute kommen.

Nicht umsonst ist Apple die größte Position in meinem Depot. Ich gehe davon aus, dass mir Apple – sowohl als Aktionär als auch als Konsument – noch viel Freude bereiten wird.

Fazit

Während ich diese Zeilen am heutigen Samstag abtippe, laufen gerade in Omaha die Vorbereitungen für Berkshire Hathaways jährliches Shareholder Meeting. Ich bin gespannt, was uns Altmeister Buffett über seine Investments sowie die weitere Entwicklung an den Märkten verraten wird.

Ich denke, dass die Kursanstiege am letzten Freitag nur ein Vorgeschmack dessen waren, was Anleger erwartet, sollten die USA und China eine friedvolle Einigung im Tarifkonflikt erreichen. Die USA und Trump haben mit dem Aufschub des Inkrafttretens der Tarifzölle bereits signalisiert, dass sie an einer friedlichen Einigung interessiert sind. Hinzu kommt, dass Präsident Trump signalisiert hat, dass er bereit ist, bestehende Abkommen mit gewissen Anpassungen beizubehalten (z. B. NAFTA).

Für Präsident Trump gäbe es wahrscheinlich nichts Schlimmeres als wenn sich das Wirtschaftswachstum infolge eines Tarifkonflikts verlangsamt und die Wall Street Kurseinbrüche während seiner Amtsperiode erlebt. Schließlich würde er die Unterstützung der Investoren und seiner Anhänger verlieren.

Gleichwohl ist es auch wichtig, nicht nur die Offensive, sondern auch die Defensive im Blick zu behalten. Schließlich wollen wir nicht mit der Brechstange drauflos stürmen; schon gar nicht in einer vermeintlich reifen Phase des gegenwärtigen Bullenmarktes. Hierfür ist es wichtig, Gegenspieler zu den Offensivposten aufzubauen. Wie ich hier vorgehe? Dies verrate ich dir im Rahmen meines nächsten Blogbeitrags, wo ich die Performance meines Wikifolios analysieren werde.

Dynamische Grüße,
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Güner Soysal, 05.05.2018
Founder & CEO, Investment Analyst (M.A.)

Quellen & Links

Sämtliche Inhalte nach bestem Wissen und Gewissen, aber ohne Gewähr für Aktualität, Richtigkeit, Vollständigkeit und Genauigkeit. Die Kolumne dient nur der Information und stellt keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf der erwähnten Wertpapiere dar. Der Autor haftet nicht für materielle und/oder immaterielle Schäden, die durch die Nutzung oder Nichtnutzung der Inhalte oder durch die Nutzung fehlerhafter und unvollständiger Inhalte verursacht wurden.

Offenlegung von Interessenskonflikten: Der Autor hält zum Zeitpunkt der Veröffentlichung direkt oder mittelbar Positionen in den erwähnten Wertpapieren: Apple, Reliance Industries Ltd. Der Autor beabsichtigt nicht, innerhalb von 36 Stunden nach Veröffentlichung direkt oder mittelbar Transaktionen in den erwähnten Wertpapieren zu tätigen.

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4 Gedanken zu „Marktanalyse vom 05.05.2018: Wie Apple und Buffett die Animal Spirits der Anleger freisetzen

  1. Ich habe Apple Aktien vor Buffet massiv gekauft, da kannte ich diese Website noch nicht und niemand hat über einen Einstieg von Warren Buffet berichtet. Auch bei mir ist diese Aktie die größte Einzelposition im Depot. Durch die Analystenmeldungen in den letzten Wochen hatte die Aktie massiv an Wert verloren und ich habe an meiner Entscheidung gezweifelt. Es war wirklich erstaunlich, dass es in dieser Zeit im Internet kaum kritische Meldungen zu den Analystenmeldungen im Internet gab. Nur hier und auf einer anderen Seite (über TSMC) und Warren Buffet’s kürzlicher Einstieg bei Apple habe ich Zweifel über die Analystenmeinung lesen können. Ich finde es toll, wenn man von einem Unternehmen überzeugt ist und dabei bleibt, auch wenn alle anderen das Unternehmen schlecht reden. Genial ist, wenn man dann auch noch am Ende damit richtig liegt und andere daran teilhaben lässt. Vielen lieben Dank Herr Soysal

    1. Lieber Herr Albers,
      vielen Dank für Ihren tollen Kommentar!

      Zum einen freue ich mich, dass Sie an Ihrer Überzeugung festgehalten und nun Ihren Erfolg feiern können. Den haben Sie sich redlich verdient. Zum anderen freut es mich zu lesen, dass ich Sie bei Ihrem Erfolg unterstützen konnte. Dies stellt auch für mich eine Motivation dar.

      Sie haben es sehr schön beschrieben, wir erwerben Anteile an einem Unternehmen, von welchem wir langfristig überzeugt sind. Passend zum wertvollsten Unternehmen der Welt, besagt ein Sprichwort: „auf dem Gipfel weht der Wind am stärksten.“ Auch wenn sich die Analysten bei ihren Meinungen irren, haben Sie leider Einfluss auf die Kursentwicklung. Solange auf dem Spielfeld alles stimmt, sollten wir uns als Investoren von der Anzeigetafel nicht irritieren lassen. Schwankungen gehören nun mal zum Börsenalltag dazu.

      Leider tauchen in den Medien viel zu häufig irreführende Informationen auf, die manchmal sogar fehlerhaft voneinander kopiert werden. Als letztes Bespiel kann 1&1 Drillisch genannt werden, als die Dividende gekürzt wurde, aber verschiedene Börsenseiten über eine Dividendenerhöhung schrieben.

      Das Investieren ist wie der Einkauf im Supermarkt. Ständig will uns Mr. Market mit neuen Angeboten locken. Gleichwohl kaufe ich lieber erstklassige Äpfel mit Rabatt, als zum Beispiel überteuerte Tomaten. Und wenn das nächste Mal die Tomaten im Angebot sind, hole ich mir stattdessen diese.

      PS: könnten Sie mir die Seite über TSMC nennen, dies würde mich interessieren?

      Viel Erfolg weiterhin und beste Grüße,
      Güner Soysal

  2. Hallo Herr Soysal,
    es gibt auch sehr schöne Börsenweisheiten von A. Kostolany. Er hat mein befinden in dieser Zeit nahezu perfekt in folgender Aussage beschrieben:
    „Das Geld, das man an der Börse macht, ist Schmerzensgeld. Zuerst kommen die Schmerzen, dann das Geld.

    Ich bin sehr dankbar für die „Schmerzen“ und möchte diese Erfahrung nicht missen.

    Folgende Erfahrungswerte haben mich ebenfalls von einer Kurzschlußhandlung abgehalten:
    1. If you panic – panic first (und dafür war es bei mir zu spät). Die Börse hat den von den „Analysten“ geäußerten Flop vom iPhone X und die Sättigung im Smartphone Markt im Kurs bereits eingepreist. Wären die Quartalszahlen wirklich schlecht ausgefallen, dann hätte der Kurs nur unwesentlich weiter nachgegeben. Ein Verkauf der Aktien wäre entgültig, weil man sich dann die Chance für steigende Kurse bei doch guten Quartalszahlen nehmen würde und man dann auch nicht schnell genug die Aktien wieder zurück kaufen könnte. Also auch kein Grund in Panik die Aktien zu verkaufen.

    2. Die Börse neigt zur Übertreibung in die positive, wie auch in die negative Richtung. Wenn dann überall von Anlegern in Panik und von Panikverkäufen zu lesen ist, dann ist es ganz klar eine negative Übertreibung. Wären die Quartalszahlen wirklich schlecht ausgefallen, dann sicher nicht so schlecht, wie die Kurse es einpreisen hatten. Es kommt in der Regel dann zu einer kurzfristigen Erholung. Also auch kein Grund in Panik die Aktien zu verkaufen.

    3. Sell on good news! Widerspricht das Ziel langfristig orientierter Investoren. Nur für spekulative Positionen im Portfolio.

    4. Die maximalen Verluste in meiner Apple Aktienposition wären durch die Dividendenzahlungen nach 4 Jahren ausgeglichen gewesen. Ein langfristiger Investor sitzt die Unruhen am Aktienmarkt aus und erhöht in dieser Zeit stetig den Aktienbestand.

    5. Es gibt Firmen wie Sand am Meer, die zwar steigende Kurse aufweisen, aber jeden Tag Geld verbrennen z.B. Tesla, Netflix usw.
    Apple ist aber das weltweit größte Unternehmen und verdient nachweislich schon über viele Jahre stetig steigende reale Gewinne.

    Gerne gebe ich Ihnen die Information, wo ich eine Analyse von Apple und TSMC gefunden habe: https://seekingalpha.com/article/4167010-apple-need-panic

    Ich habe in der Zeit der Panik vor den Quartalszahlen nur Ihre Analyse zu Apple und die o.g. zeitnahe Analyse zu Apple und TSMC gefunden. Beide Analysen waren sehr sachlich verfasst und haben durch Referenzen auf andere Quellen eine Grundlage geliefert, welche die Meinungen der überwiegenden Mehrheit der Analysten entkräftet haben. Ich hatte mir auch die Zahlen von TSMC angeschaut und die waren wirklich nicht so schlecht.

    Folgende zusätzliche Fakten haben mich auch an den Aussagen der Analysten zweifeln lassen:

    1. Über Apple hat man in der jüngsten Zeit gelesen, dass man für bestimmte Produkte keine Intel Prozessoren mehr einsetzen würde, weil man eine eigene Halbleiterherstellung plant. Es ist daher naheliegend, das Apple seine Marktmacht und sein Kapital dazu einsetzt, nicht nur Intel sondern auch seinen anderen Zulieferern zu preislichen Zugeständnissen zu zwingen. Das führt dann natürlich zu sinkenden Quartalszahlen der betroffenen Firmen, ohne das nur ein einziges iPhone weniger verkauft wurde ! Ich möchte aber bezweifeln, das Apple wirklich eine eigene Halbleiterherstellung realisiert, wenn die Drohung alleine schon ausreicht die eigenen Herstellungskosten auf Kosten der Zulieferer zu drücken.

    2. Die Quartalszahlen von Samsung waren auch sehr interessant, die wurden vor den Zahlen von Apple veröffentlicht. Hierzu muss man wissen, dass Samsung derzeit der einzige(!) Lieferant ist, der für das iPhone X die OLED Display’s liefert und Apple den Preis hierfür diktiert (ca. 105 Dollar). LG soll als Second Source aufgebaut werden, aber es gibt wohl noch immer Fertigungsprobleme. Die Quartalszahlen für den Display Bereich waren bei Samsung aber gut, weil Apple hier vermutlich derzeit nicht den Preis so leicht drücken kann. Dieser wichtige Punkt spricht absolut nicht dafür, dass gerade das iPhone X für Apple ein Ladenhütter ist.

    3. Folgender schon sehr alter Artikel beschreibt sehr schön, das die durch Analysten verbreitete Panik kein Einzelfälle bei Apple sind und immer wieder vorkommen.
    https://entwickler.de/online/webmagazin/apples-iphone-wird-scheitern-wie-sich-analysten-irren-konnen-2996.html

    Ich bin ein großer Fan der alten Columbo Serie mit Peter Falk. Peter Falk hat immer in seiner Rolle als Detektiv Columbo davon gesprochen, wie er seine Mordfälle aufklärt. Er muss Puzzle Teile suchen und passend zusammenfügen, bis das Puzzle vollständig und den Mörder überführt ist.

    Wenn man jetzt alle oben genannten Informationen (Puzzle Teile) zusammenfügt, dann überwiegt die Warscheinlichkeit für ein weiteres erfolgreiches Quartal bei Apple. Das wurde nun ja auch durch die jüngsten Quartalszahlen bestätigt.

    Trotz allem hatte ich leider bei 132 Euro nicht den Mut gehabt, weitere Aktien zu kaufen. Mir fehlt noch etwas die Erfahrung mit dem starken Wind am Gipfel.

    Gruß
    Stefan Albers

    1. Hallo Herr Albers,

      vielen Dank für Ihre Ausführungen. Das war sicherlich eine sehr wichtige Erfahrung für eine Vielzahl von Börsianern.

      Kostolany ist einer meiner Lehrmeister. Sein Buch war das erste, was ich zu Beginn meiner Börsianer-Karriere gelesen habe. Er ist in der Tat eine Legende und ich bin ein großer Fan seiner Zitate.

      Guten Start in den Tag,
      Güner Soysal

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